süchtig

In gewisser Wiese könnte man sagen, dass ich nach zwei Dingen ‘süchtig’ bin. Wenn ich gerade in irgendeiner Weise schlecht drauf bin, oder ich mich unerklärlich unwohl fühle, habe ich mit Sicherheit die letzten Stunden ohne diese Stimulantien verbracht. Und sobald ich meine Suchtmittel wieder habe, geht es mir einfach nur wunderbar. Ihre Wirkungweise ist ganz offensichtlich anderen Impulsen des Alltages überlegen, sie sind süßer als süß, unabhängig von äußeren Einflüssen. Die Vorstellung eines Lebens ohne sie ist einfach nur grau und düster. – Alles doch wohl sichere Anzeichen einer tiefgreifenden Abhängigkeit, oder?

Was das Ganze wieder leichter macht, ist die Tatsache, dass meine Suchtmittel überhaupt gar nichts kosten und auch ansonsten völlig frei verfügbar sind. Zwar geht man normalerweise davon aus, dass sie dafür gemacht sind, mit anderen Menschen geteilt zu werden, aber ihre beglückenden Folgen kann man, wenn man nur ‘frech’ genug ist, auch ganz für sich allein im ‘stillen Kämmerlein’ genießen. Sogar tonlos entfalten sie ihre berauschende Wirkung auf Herz, Kreislauf, Atem und Geist (na ja, bei diesem inhaltlichen Aufbau fehlt nun wirklich nicht mehr viel bis zur Rätselfrage: “Und jetzt sage Du mir – was könnte das denn sein…?”).

Es ist aber kein Rätsel; mehr ist es eine Überraschung für mich, mir dessen gewahr zu werden, während ich mir selber zuschaue und zuhöre (auch dem Tonlosen, s.o.).
Meine Suchtmittel sind: “Ich liebe Dich” und “Danke” – und zwar ausschließlich das ehrliche und ernsthafte denken, fühlen und sagen können dieser Worte.
Ein Tag, ohne diese Worte empfunden und laut oder im Geiste ausgesprochen zu haben, ist ein verlorener und trostloser Tag. Zum Glück kommen zur Zeit keine verlorenen und trostlosen Tage mehr vor.

Was wäre ich ohne diese Worte, die fast unwillkürlich, mitten in den Alltagsbeschäftigungen, aus meiner Brust platzen – sie sind der Einatem und Ausatem meines Herzens.
Was wäre ich ohne das Licht, an das sich diese Worte richten.
Was wäre ich ohne die konkreten Menschen, die dieses Licht verkörpern?

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Hartwig

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